Sieben Tag lang Sonne, Strand und Meer – und das mitten im Winter! Beim Robinson Waveriding Camp in Marokko konnte ich genau das erleben und noch dazu mit den Surfprofis Janni und Sonni Hönscheid die eine oder andere Welle bezwingen. Eine ganze Woche verbrachte ich im Robinson Club Agadir eine traumhafte und gleichzeitig spannende Zeit, in der ich viele neue Dinge gelernt und die fantastischen Surf-Spots von Marokko entdeckt habe!
Die Ankunft im Robinson Club Agadir ist an einem Dienstag – nach einem vierstündigen Flug vom streikleeren Flughafen Frankfurt kommen wir am späten Mittag in Marokko an. Zunächst einmal bin ich völlig begeistert von dem tollen Sommerwetter, das so gar nichts mit dem grauen, von Nieselregen gequälten Himmel über Deutschland zu tun hat. Meine Winterjacke verbanne ich direkt nach der Landung in meinen Rucksack und ich zücke die Sonnenbrille – Urlaub, ich komme!
Unser Zimmer liegt im Erdgeschoss und bietet damit eine Terrasse mit direktem Blick auf das Meer und die Dünen, die zum Landbesitz des Königs gehören. Ein Wachmann passt hier Tag und Nacht auf, damit kein übereifriger Clubgast über die Mauer klettert und sich damit auf unbefugten Boden begibt – irgendwie aufregend, dass wir direkt neben einem König wohnen! Auf meinem Zimmer wartet bereits der Ablaufplan für das Event, das mich überhaupt erst nach Agadir gebracht hat: Das Robinson Waveriding Camp! Ich bin zwar noch nie gesurft, doch da ich in diesem Jahr schon viele verschiedene Dinge ausprobiert habe – zum Beispiel Klettern auf der Londoner O2 Arena, Trailrunning in Österreich, Stand Up Paddle an der Ostsee oder ein gemeinsamer, schneller Lauf mit Marathonlegende Paula Radcliffe – freue ich mich natürlich riesig darauf, mich mit einem Surfbrett in die Wellen zu stürzen und mit Hilfe der Profis am Ende der Woche hoffentlich einigermaßen stabil auf dem Brett stehen zu können. Sonni konnte in diesem Jahr das härteste SUP-Rennen der Welt gewinnen: Die Molokai2Oahu Paddleboard World Championship auf Hawaii und auch ihre Schwester Janni ist äußerst erfolgreich im Surfsport – die besten Voraussetzungen also, um in den sieben Tagen eine Menge zu lernen!
Startschuss für das Waveriding Camp
Nachdem wir am Abend bei einem Begrüßungscocktail die Gruppe kennenlernen, geht es am nächsten Morgen schon zur Surfschule Taddanga, die direkt zum Robinson Club gehört. Hier beginnen Janni und ihre Schwester Sonni zunächst einmal mit etwas Theorie und dem Abstecken des Levels. Mich eingeschlossen sind wir drei mehr oder weniger erfahrene Anfänger (ich eher weniger!) und sechs Fortgeschrittene – während die Profis direkt zum Hardboard greifen, empfiehlt Sonni mit ein größeres, leichtes Schaumboard, mit dem man es als Einsteiger wesentlich leichter auf dem Wasser hat. Durch die größere Fläche hat man beim Paddeln und Aufstehen einen besseren Halt auf dem Brett. Nun heißt es ab in den Neoprenanzug und runter zum Strand!
Im strahlenden Sonnenschein beginnen wir hier erstmal mit einem kurzen Warm-Up: laufen, springen, Liegestützposition, hochdrücken, in den Stand springen. „Das ist die wichtigste Bewegung, die ihr drin haben müsst“, erklärt Janni. „Übt das morgens, mittags und abends – immer und immer wieder.“ In weiser Voraussicht habe ich bereits seit Wochen vermehrt Liegestütze trainiert und so macht mir die Bewegung, die verdächtig der Kobra beim Yoga ähnelt, keine Probleme. Auch das Gleichgewicht zu halten sollte kein Thema sein – hierfür habe ich in den letzten sechs Wochen mit einem Gymnastikball trainiert, auf dem ich diverse Übungen durchgeführt habe. Optimistisch schnalle ich mir also die Sicherung meines Boards um den Fuß und tapse in den atlantischen Ozean.
Der Kampf mit Schwerkraft und Gleichgewicht
Ich habe noch nicht einmal einen Versuch gestartet, mich aufs Board zu legen und eine Welle zu erwischen, da hat sie mich schon erwischt – und zwar mit voller Kraft. Das Board an meinem Fuß zieht mich ordentlich in Richtung Strand und ich bekomme einen ganz schönen Respekt vor der Sportart Surfen. Ganz so einfach, wie ich mir das vorgestellt habe, ist es nämlich wohl doch nicht!
Glücklicherweise ist Sonni Hönscheid immer in unmittelbarer Nähe und gibt mir wertvolle Tipps zum Festhalten, Paddeln und Abstützen auf dem Board. „Gewöhn dich erstmal an das Brett und die Wellen“, rät sie mir und nimmt mir die Angst, als absolute Anfängerin hier fehl am Platz zu sein. „Hier geht es nur um den Spaß, nicht um Leistung. Hab einfach eine gute Zeit und genieße das Surfen!“ Und das tue ich auch. Obwohl ich am ersten Tag ständig vom Board falle und unter dutzenden Wellen begraben werde, habe ich Spaß daran, immer wieder aufs Surfbrett zu klettern und mich vom Weißwasser (der Schaum, der sich auf den Wellen bildet und meist nah am Strand zu finden ist – hier ist es am geeignetsten für Anfänger) mitreißen zu lassen.
Am Ende des zweiten Tages stehe ich endlich auf dem Board – wenn auch nur kurz. Weil der Wind zur Nachmittagssurfsession zu stark ist, beschließt unsere Surfgruppe, zum Souk, dem Markt in Agadir, zu fahren. Hier ist extrem viel los und an allen Seiten werden die verschiedensten Waren angepriesen; von Kleidung, Unterhaltungselektronik, Sonnenbrillen, bis hin zu Gewürzen und lebendigen und toten Tieren. Es ist eine Art von Reizüberflutung, vor allem, weil uns ständig Verkäufer hinterherlaufen, um uns Äpfel, Kräuter oder sonstiges Zeug anzudrehen, das wir im Vorübergehen nicht einmal annähernd beachtet haben. Keine Frage, der Souk ist sehenswert – aber nach einer halben Stunde reicht es mir dann doch und ich bin froh, wieder zurück ins Hotel zu fahren, wo ich mich mit einem Cocktail in der Hand an den Pool setze und den Sonnenuntergang beobachte.
Bericht von Bloggerin Jenny Strack